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Klappentext
„Luise ist klug, Luise ist unabhängig, Luise ist eine Insel. Als Meeresbiologin hat Luise sich einen exzellenten Ruf erarbeitet, ihr Spezialgebiet: die Meerwalnuss, eine geisterhaft illuminierte Qualle im Dunkel der Ozeane. Als Luise für ein Projekt mit einem renommierten Tierpark nach Graz reisen soll, zögert sie nicht lang. Doch Graz, das ist auch ihre Heimatstadt, das ist die Wohnung ihres abwesenden und plötzlich erkrankten Vaters. Und das ist die Geschichte einer jahrelangen Sprachlosigkeit und Fremdheit zwischen ihnen.
Soghaft und strömend erzählt Marie Gamillscheg von der allmählichen Befreiung aus den Zwängen der eigenen Kindheit, des eigenen Körpers und aus den Gesetzen, die andere für einen gemacht haben. Es ist zugleich der Versuch, die Unmöglichkeit einer Beziehung zu erfassen: zwischen Mensch und Tier, Mann und Frau, Vater und Tochter.“
Meinung
„Dieser Hang der Menschen zur Metamorphose,
Luise verstand ihn nicht. War es nicht so schon genug
Mühe, als dieselbe abends schlafen zu gehen,
die morgens auch den Tag begonnen hat?“
Zitat Seite 13
Wenn ich meine Gefühle zu dem Roman der österreichischen Schriftstellerin in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl ambivalent. So war mir Luise fast durchweg unsympathisch, der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig, und dennoch verspürte ich einen Sog, ich musste einfach weiterlesen - da kommt doch sicherlich noch sehr viel mehr?!
Und als ich die Buchdeckel geschlossen habe, wusste ich nicht, wohin mit mir… Genau so muss sich Luise fühlen, andauernd, ständig, von morgens bis abends: komplett ruhelos.
Luise ist 32 Jahre und von Beruf Meeresbiologin. Sie ist so schnell wie möglich aus ihrer Heimatstadt Graz geflüchtet, reiste um die Welt, um die Meerwalnuss zu erforschen. Luise ist kein einfacher Charakter, ich empfand sie als beziehungsunfähig und unnahbar, sie ist essgestört, hat aber sehr viel Ehrgeiz in sich. Aus beruflichen Gründen geht sie wieder nach Graz und damit wird sie in ihre Vergangenheit katapultiert und muss sich ihrer Kindheit und Jugend, ihrer Beziehung zu ihren Eltern und ihrem Bruder stellen.
Luise kommt in Graz an und kann in der Wohnung ihres Vaters unterkommen, der laut eigener Aussage zu einem Kongress eingeladen und deswegen nicht in der Stadt sei. Die Wohnung kommt Luise leer vor, sie fühlt sich einsam, hier muss sie sich selbst in der Stille und Ruhe der väterlichen Wohnung unangenehme Fragen stellen: Warum ist sie so distanziert - zu sich, zu ihren Liebschaften, vor allem aber zu ihrem Vater? Warum gibt es so viel Ungesagtes zwischen Luise und ihm?
Stellenweise empfand ich die Sprache als anstrengend, was vielleicht auch der Protagonistin geschuldet ist. Was möchte Luise denn nun aussagen, was bezweckt sie mit ihren Worten und Taten? Und passiert wirklich alles, was in dem Roman beschrieben wird? Luise wirkte immer kühl und distanziert auf mich, ab und zu gab es aber auch sehr erhellende Einblicke in das Unnahbare.
„Sie suchte die Worte ab, die vielen unausgesprochenen,
die herumlagen und vertrockneten, vielleicht waren
sie nachgereift, der alte Beigeschmack vergangen,
manche waren auch so klein, so unschuldig, nichts konnten sie verbrechen.“
Zitat Seite 102
Fazit
Marie Gamillscheg hat mit „Aufruhr der Meerestiere“ einen interessanten, wenn auch nicht ganz einfachen Roman geschrieben, in dem es um das Gesagte und vor allem das Ungesagte geht. Die Protagonistin ist - ein bisschen wie die Meerwalnuss - invasiv. Ob zu sich selbst und/oder zu anderen, das müssen die Leser*innen für sich selbst entscheiden. Der Roman bekommt trotz meiner Kritik 3,75 Sterne. ⭐️⭐️⭐️✨
Aufruhr der Meerestiere
22,00€ ⎥ Hardcover ⎥ 304 Seiten
erschienen am 08. März 2022