Klappentext
„Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch über eine Frau, die laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist - bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen.“
Meinung
In „Die Vegetarierin“ wird ein kurzer Abschnitt aus dem Leben der Protagonistin Yong-Hye erzählt - aus drei Blickwinkeln.
Als erstes ist der Ehemann der Protagonistin an der Reihe. Er erzählt von der lieblosen Ehe und wie durchschnittlich seine Frau sei. Als Yong-Hye ihm verkündet, dass sie ab nun fleischlos leben möchte, ist ihr Ehemann von ihrem Verhalten angeekelt. Sein Verhalten gegenüber seiner Ehefrau habe ich als fast schon pervers empfunden.
Im zweiten Kapitel geht es um Yong-Hye’s Schwager, der Ehemann ihrer Schwester. Der Leser erfährt, dass er Künstler ist und eine Vision hat. Er bittet dabei Yong-Hye um Hilfe bei der Umsetzung, sie stimmt zu. Seine Vision habe ich als verstörend empfunden, denn es ist im Grunde ein abartiger Traum.
Im dritten und letzten Blickwinkel kommt die Schwester von Yong-Hye zu Wort. Von ihr erfährt der Leser, dass es um Yong-Hye immer schlechter bestellt ist und ihre anscheinend psychische Krankheit sie immer weiter einnimmt. Da ich an dieser Stelle aber nichts weiter verraten möchte (Spoilergefahr), werde ich zum letzten Abschnitt weiter nichts erzählen…
Im Großen und Ganzen habe ich den Roman als sehr verstörend empfunden, gleichzeitig ist es aber auch eine beeindruckende Erzählung gewesen. „Die Vegetarierin“ ist in seiner eigenen Art besonders, aber mit Sicherheit nicht für jeden Buchliebhaber etwas. Dafür ist es doch zu speziell, zu kafkaesk.
Der Leser muss sich über die Protagonistin eine eigene Meinung bilden, und das nur aus den drei geschilderten Blickwinkeln der Familienmitglieder. Sie selbst erhält keinen Raum, um sich zu erklären. Auf alle Fälle ist dies ein interessanter Erzählstil.
Die Geschichte wirkte sehr düster auf mich, die Beziehungen der Figuren ist lieblos - und alles wird untermalt von dem fast schon sachlichen Schreibstil der Autorin. Dennoch habe ich viel Poetisches erkennen können.
Han Kang erzählt die Geschichte von Yong-Hye schonungslos, stellenweise abartig und brutal. Am Ende des Romans waren mehr offene Fragen im Raum, als es Antworten gab. „Die Vegetarierin“ regt zum Nachdenken an.
Fazit
Han Kang erzählt von einer Frau, die selbstbestimmt leben möchte, dies aber von der Außenwelt nicht akzeptiert wird. Schonungslos wird der Leser mitgenommen in einer außergewöhnlichen Fahrt im Leben einer psychisch kranken Person. Ein Roman, der sicherlich nicht bei jedem Leser gut ankommt, mich aber zum größten Teil überzeugen konnte.
„Die Vegetarierin“ von Han Kang erhält vier von fünf Sternen! ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️
Weitere Informationen
Verlag: Aufbau Taschenbuch
ISBN: 978-3-7466-3333-6
Preis: 10,00€
190 Seiten
Taschenbuch
deutsche Erstausgabe: 15. Januar 2017