[ Werbung. ]
Klappentext
„Wir finden zu uns, indem wir anderen begegnen. Vivian Gornick ist eine Suchende, und nichts beruhigt ihr fragendes Herz mehr als ein Fußmarsch durch die schwindelerregenden Straßenschluchten New Yorks. Auf der Suche ist sie nach sich selbst, nach der Frau, die sie sein möchte. Und so sind die alltäglichen Begegnungen ihr Elixier: Aus den Gesprächen auf der Straße erfährt sie von den Schicksalen der anderen und lernt aus deren Überlebenstechniken, sie liebt den Geschmack von Welt auf der Zunge, die Streitbarkeit der Vielfalt und genießt die Wahlfreiheit, die sie als ungebundene Frau in der Stadt hat.“
Meinung
Wie sehr ich mich gefreut habe, als ich las, dass ein weiteres Buch von Vivian Gornick auf Deutsch erscheint! Nach „Ich und meine Mutter“ war - und bin ich immer noch - ein großer Fan von der Feministin und Autorin.
Dem Leser sollte von Anfang an klar sein, dass es sich hier nicht um einen Roman handelt. Es ist mehr eine schriftliche Collage, die die Autorin aus ihren eigenen Erfahrungen, Begegnungen und Gedanken festgehalten hat. Einen roten Faden gibt es nicht. Eher hangelt sich der Leser an den inneren Monolog gleichenden Texten und begibt sich mit Vivian Gornick auf die Straßen New Yorks. Wie sehr ich es genossen habe!
Wenn Vivian Gornick über ihre Erlebnisse und Begegnungen, ihre Freundschaften, ihren Sex und über ihre Liebhaber schreibt, dann fühlt es sich an, als würde ich mit einer guten Freundin durch New York laufen. Sie erzählt mir ihre Geschichte bei einem langen Spaziergang durch die Straßenschluchten.
Dabei erzählt Vivian Gornick sehr scharfsinnig. Ich liebe ihre Ausführungen, ihre Details, die sie preisgibt. Das macht sie offen und schonungslos, geht dabei hart mit sich und anderen ins Gericht. Die Autorin hat einen ausgeprägten Beobachtungssinn, ist aber auch immer sehr selbstreflektiert. Mir machte es unglaublich viel Spaß mit Vivian Gornick durch die Straßen von New York zu laufen. Sie begegnet vielen interessanten Menschen und sieht in fast jeder eine Bedeutung. Diese Frau fasziniert mich!
„Eine Frau in New York“ liest aber auch wie eine Liebeserklärung an die Stadt, an die Stadt Vivian Gornicks. Es ist eine Liebeserklärung an die Straßen, die Boulevards, die Avenues, an die Menschen, die in dieser Stadt leben und an die Stimmen der Menschen. Die Autorin nimmt uns mit in eine Stadt, in der sie aufgewachsen ist, die sich ständig wandelt und verändert. Eine Stadt, die immer härter, schmutziger, brutaler, aber auch ehrlicher und realer wird.
Fazit
„Eine Frau in New York“ ist eine Collage, es sind autobiografische Memoiren und eine Liebeserklärung an die große Stadt. Auf dieses Buch muss man sich einlassen (können). Mir hat es unglaublich viel Freude bereitet und spreche daher eine Leseempfehlung aus. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️
The Odd Woman and the City
übersetzt von pociao
Hardcover mit Schutzumschlag
160 Seiten
20,00 €
978-3-328-60088-6
erschienen am 15. Juni 2020