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„Elmet“ von Fiona Mozley


[ Werbung - Rezensionsexemplar. ]

Klappentext

„John Smythe ist mit seinen Kindern Cathy und Daniel aufs Land gezogen, nach Yorkshire, in die Wälder von Elmet. Dort hegen die drei den Traum von einem anderen, friedvollen Leben. Sie wohnen in einem Häuschen, das sie eigenhändig erbaut haben, mitten in der Natur, nicht weit von der Eisenbahnlinie Edinburgh-London entfernt. Nur manchmal muss der Vater fort zu illegalen Faustkämpfen. In diesen Zeiten, in denen es immer weniger Arbeit gibt im Norden Englands, der einzige Weg, um die Familie über Wasser zu halten. Doch dann steht eines Tages ein Mann vor der Tür, der behauptet, dass alles ihm gehört - der Wald, der Grund und Boden, das Häuschen, in dem sie leben. Ihn kümmert der Wald eigentlich nicht, er bewirtschaftet ihn nicht. Aber er pocht auf sein Recht.“

 

Meinung

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was genau ich von dieser Geschichte erwartet habe. Wahrscheinlich eine Geschichte, die man gut lesen kann, gute Unterhaltung für Zwischendurch. Was ich aber bekommen habe, sprengte meine Erwartungen!

 

„Elmet“ ist dafür gemacht, dass der Leser*in die Geschichte um John, Cathy und Daniel mit  einer ganz präsenten Spannung und angehaltenem Atem liest. Es lebt von der dunklen und düsteren Atmosphäre - es ist fast unheimlich. Dabei lebt die Geschichte von der anfänglichen Langsamkeit, bis sich ein Tempo entwickelt und sich die Spannung erst so richtig entfalten kann. 

 

Die Autorin Fiona Mozley - ihres Zeichens Buchhändlerin in York - hat eine starke Affinität zum Nature Writing in der dunkelsten Form, die ich bislang lesen durfte. Sie schreibt eindringlich vom Leben und Überleben im Wald, in einer selbst erbauten Hütte. Sie schreibt von Familie, von Geschwisterliebe, vom Erwachsenwerden. Das Buch ist vielschichtiger als ich es anfangs erwartet habe. Und viel brutaler.

 

Der Schreib- und auch der Erzählstil sind still, fast schon nüchtern, dafür aber sehr präzise. Die Sprache empfand ich sehr oft als lyrisch. Und genau hier liegt die Brutalität, die sich zusammen mit dem Tempo einschleicht wie ein ungebetener Gast. Als Leserin merkte ich, dass sich etwas zusammenbraut - aber was? Es war zum Greifen nah und doch weit entfernt. Es ist eine brutale Ungewissheit.

 

 Sie blickte ihn an, und ich sah, dass ihr Tränen in den Augen standen. 

Sie waren kaum zu sehen, hatten sich noch nicht zu salzigen Tröpfchen 

geformt, aber ich erkannte den Unterschied zu sonst. Es war wie der 

Unterschied zwischen beleuchtetem und unbeleuchtetem Dunkel oder 

zwischen etwas Totem und etwas Lebendigem.

Zitat S. 47

 

Mit diesem Zitat möchte ich abschließen und sagen: Lest dieses Buch!

 

Fazit

Fiona Mozley ist mit ihrem Debüt „Elmet“ ein unvergesslicher Roman gelungen, der zeitlos ist und bleiben wird. Wer auf Dark Nature Writing steht, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Ich vergebe volle 5 Sterne an „Elmet“! ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️


 

Elmet

Roman

übersetzt von Thomas Gunkel

btb Verlag

320 Seiten

Paperback

12,00 €

978-3-442-77043-4

erschienen am 09. November 2020