Klappentext
„Mütter sind anstrengend und bleiben es ein Leben lang. Schon als Kind spürt Vivian Gornick bei ihrer Mutter eine blinde Wut über deren Schicksal als Hausfrau. Darüber, dass die Tochter Unabhängigkeit und Schriftstellerei wählt, können sie endlos streiten, zugleich sind sie unzertrennlich. In diesem autobiografischen Roman, der noch nie auf Deutsch erschienen ist und in mehreren Ländern neu entdeckt wird, zerlegen die beiden Frauen auf kilometerlangen Fußmärschen durch New York weibliche Lebensentwürfe und führen ein furioses und komödiantisches Defilee verschiedenster Charaktere, ihrer Liebhaber, Träume und Enttäuschungen auf.“
Meinung
„Ich und meine Mutter“ ist ein wahnsinnig aufregendes Buch! Vivian Gornick schrieb diesen autobiografischen Roman bereits in den 1980er Jahren, es könnte aber genau so gut in der heutigen Zeit, im heutigen New York spielen. Gornick’s Vergangenheit ist in der Gegenwart immer noch sehr präsent und zeitlos.
Vivian Gornick kommt im Jahre 1935 als Tochter von jüdischen Einwanderern in New York zur Welt. Sie wächst auf zwischen ihrer Familie, vor allem bei ihrer Mutter, zwischen Männern, die gewalttätig sind und Frauen, die ihr eigenes Leben nicht ausleben dürfen. Geprägt hiervon wächst sie heran zu einer intellektuellen Frau und späteren Feministin.
Als Journalistin und Schriftstellerin weiß Vivian Gornick, wie sie mit Worten umgehen muss, damit die Eindrücklichkeit ihrer Geschichte bis zum Leser vordringt. Dabei geht sie hart mit sich und ihrer Mutter ins Gericht und manches Mal ist sie nicht ganz fair. Ihre Mutter ist eine Frau mit widersprüchlichen Gefühlen. Im Laufe ihrer Gespräche findet der Leser heraus, dass die Mutter nur Sinn sieht in der Liebe zu ihrem viel zu früh verstorbenen Ehemann - ein anderes Leben durfte sie nie leben, Arbeit, Eigenständigkeit und Reisen blieben ihr verwehrt. Nach dem Tod des Ehemanns und Vaters stürzt die Mutter in tiefe Depression - und die Wut in der Tochter steigt.
Die Mutter versucht aus der Tochter eine Hausfrau zu machen. Sie versucht ihrer eigenen Tochter ihr eigenes, früheres Leben aufzudrängen, was bei Vivian Gornick gar nicht gut ankommt und eine Art Rebellion breitet sich in ihr aus. Sie geht studieren, was in den 50er Jahren nicht jeder Frau erlaubt wird, und wird Schriftstellerin. Die Tochter stößt bei ihrer Mutter auf Unverständnis, wobei sie sehr viel Missgunst gegenüber der Intelligenz und des Intellekts ihrer Tochter an den Tag bringt.
Vivian Gornick ist eine unglaublich starke Frau, ihr Buch verdient definitiv mehr Aufmerksamkeit! Dass „Ich und meine Mutter“ erst heute ins Deutsche übersetzt wurde, ist eindeutig zu spät. Daher bin ich sehr dankbar, dass der Penguin Verlag das Buch ins Programm aufgenommen hat und der breiten Masse nahe bringen möchte.
Fazit
Ein starkes, feministisches Buch aus den 80er Jahren, das aber genau so gut viele Frauen im Jahre 2019 interessieren sollte. Liebe Frauen dieser Welt, lest dieses Buch! Aber auch ihr Männer solltet euch die Geschichte von Vivian Gornick und ihrer Mutter nicht entgehen lassen! Eine klare Leseempfehlung meinerseits. 5 von 5 Sternen.
Fierce Attachments: A Memoir
autobiografischer Roman
übersetzt von pociao
978-3-328-60030-5
20,00 €
224 Seiten
Hardcover
erschienen am 15. April 2019