[ Werbung. Rezensionsexemplar. ]
Für dieses Buch muss man sich definitiv Zeit lassen und Zeit nehmen, weil man für das, was man hier liest, niemals bereit sein kann.
Lee Yaron, die als Journalistin für die Zeitung Haaretz geschrieben hat, fängt mit ihrem Buch die wichtigen Stimmen der Opfer ein, die am 7. Oktober 2023 von der Terrororganisation Hamas umgebracht wurden. Auch die Geschichten der Opfer werden erzählt, die der Familien, die der Kibbuzbewohner, die von marginalisierten Gruppen wie den Arbeitern aus Nepal und Thailand. Minutiös erzählt die Journalistin, wie der Terroranschlag auf Israel stattgefunden hat. Es ist definitiv keine leichte Lektüre, nichts zur zartbesaitete Leser*innen - Lee Yaron lässt nichts aus, sie beschönigt nichts. Hierfür nutzt sie nicht nur Videomaterial, mitgeschnittene Telefongespräche und Chatverläufe, sie spricht auch mit Angehörigen und Opfern des Anschlags.
Lee Yaron erklärt aber auch, wie es zu dem palästinensisch-israelischen Konflikt gekommen ist, über die Geschichte Israels und Palästina. Sie gibt Denkanstöße, ob und wie die Nationen in Frieden zusammen leben könnten. Eine Frage bleibt: Kann es je zu einem dauerhaften Frieden zwischen den Völkern kommen?
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Das ist die große Herausforderung bei der Deutung des 7. Oktober - die Frage, ob man dieses Blutbad als zeitprägende Tragödie oder theologisches Wiederkehren betrachtet; als menschengemachten Terror oder gottgewollten Schrecken, als Teil der israelischen Geschichte oder als jüdische Erzählung.
Zitat S. 315
„Israel 7. Oktober“ ist ein Protokoll eines Anschlags und gleichzeitig ein Mahnmal für die Toten. Lee Yaron erzählt nah, menschlich, intensiv, aber auch brutal, schonungslos, schmerzhaft. Von mir gibt es eine dringende Empfehlung - sofern man mit dem Thema umgehen kann.
„Israel 7. Oktober“ von Lee Yaron
übersetzt von Sigrid Schmid, Cornelia Stoll, Maria Zettner
erschienen am 11. September 2024 im S. Fischer Verlag