[ Werbung. Rezensionsexemplar. ]
Klappentext
„Momentan steht sie im Rampenlicht, obwohl sie lieber im Dunkeln arbeitet: Der bisher größte Prozess gegen die 'Ndrangheta, die mächtigste Mafia Europas, läuft seit Januar 2021 in Italien und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Denn: Die 'Ndrangheta ist schon lange kein rein italienisches Problem mehr, sondern betrifft ganz Europa. Und damit unser aller Leben. Von der Lebensmittelproduktion bis zur Müllentsorgung - die „Krake aus Kalabrien“ hat ihre Finger im Spiel. Mit unglaublichem Mut und Durchblick gelingt es der Journalistin Sanne de Boer, das System hinter dieser äußerst raffiniert agierenden Mafia zu durchdringen, die besondern von Krisenzeiten wie der jetzigen enorm profitiert und der die europäische Gerichtsbarkeit kaum etwas entgegenzusetzen hat.“
Meinung
Kalabrien - eine wunderschöne Landschaft im Süden Italiens, mit einer jahrhundertealten Geschichte voll mit Philosophen und Gelehrten. Viele wissen nicht - und da schließe ich mich mit ein - von der Geschichte und der Schönheit dieser Region.
Leider wird dies durch die Machenschaften der Mafia, durch Morde, Verhaftungen und Drogengeschäfte geschmälert. Wir kommt es, dass die Mafia, vor allem die 'Ndrangheta, so stark geworden ist und sogar in den Polizeiapparat und das Justizsystem vordringen konnte?
Das alles und noch viel mehr versucht die aus den Niederlanden kommende Journalistin Sanne de Boer in ihrem Buch aufzuschlüsseln und folgt den Spuren der Verwüstung bis nach ganz Europa, Australien und Südamerika. Dabei schildert sie die Machenschaften der Mafia, wie sie beim Drogenhandel ganz vorne mit dabei sind, wie die Mafia die Justiz und namhafte Politiker infiltrieren konnte. Auch der Vatikan ist nicht ganz sicher vor der Mafia. Das Buch zeigt deutlich, wie perfide die 'Ndrangheta ist, wie sie Krisen und Menschen ausnutzen, wie die männlichen 'Ndranghetisten mit ihren Müttern, Schwestern und Frauen umgehen. Die 'Ndrangheta ist skrupellos, Sanne de Boer sticht in ein tödliches Wespennest, ich bewundere ihren Mut für dieses Buch - es wird nicht gerne gesehen, dass über die 'Ndrangheta öffentlich gesprochen wird.
Das zeigt sich auch ganz deutlich in den vielen Zeugenberichten, die Sanne de Boer schildert. Sie hat viele Menschen befragt, Zeugen, Staatsanwälte, Journalisten. Ich finde es sehr mutig, sich gegen die Mafia aufzulehnen, denn niemand weiß, ob das nicht das Todesurteil bedeutet.
Ich ziehe meinen imaginären Hut vor dem kalabresischen Staatsanwalt Nicola Gratteri - wie unermüdlich er gegen die mafiösen Zustände kämpft und die Mitglieder der 'Ndrangheta hinter Gitter bringt, ist fast beispiellos. Hierfür muss er aber auch jeden Tag um sein Leben fürchten, deswegen wird er rund um die Uhr beschützt. Auch Lirio Abbate, ein Journalist, der kriminelle Netzwerke aufdeckt, muss von Leibwächtern beschützt werden.
Das Buch hat 350 Seiten, aber ich wäre gerne noch sehr viel länger in diese dunkle Welt abgetaucht. Es ist spannend, extrem interessant und sehr lehrreich. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für „'Ndrangheta“ von Sanne de Boer.
Originaltitel: Mafiopoli. Een zoektocht naar de 'Ndrangheta, de machtigste maffia van Italië
übersetzt von Christiane Burkhardt und Gerd Busse
Vorwort von Petra Reski
Hardcover⎥350 Seiten⎥25€
erschienen am 11. Oktober 2022
Mein herzlichster Dank geht an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar. ☺️