· 

„Tochter des Regenwaldes“ von Nemonte Nenquimo


[Werbung. Rezensionsexemplar.] 

 

Dieses Buch hat den wahnsinnig starken Untertitel „Meine Wurzeln, mein Volk und unser Kampf gegen die Zerstörung unserer Heimat“. Und genau das ist der wichtige Inhalt des Buchs.

 

Die indigene Aktivistin Nemonte Nenquimo nimmt die Leser*innen an die Hand und nimmt uns mit auf die Reise in ihre Vergangenheit. Sie schildert ihre Kindheit und Jugend in ihrem Stamm der Waorani, wie sie erwachsen geworden ist, erwachsen werden musste, und lässt uns am Kampf für ihr Volk teilhaben.

Die Schilderungen aus der Kindheit und Jugend habe ich zuerst nicht so ganz verstanden, ich wusste nicht, wieso Nemonte Nenquimo uns das alles erzählt. Ihre Geschichte, die auch die Geschichte ihres Stammes ist, beginnt aber genau dort: bei den Wurzeln ihres indigenen Volks, wie sie leben, welche Traditionen sie haben, wie und was sie essen und trinken, die Jagd und die uralten Legenden der Waorani. Zu Nemonte Nenquimos Kindheit gehört auch leider die christliche Kirche.

Ich fand es ganz furchtbar zu lesen, wie versucht wurde, die Waorani an den christlichen Glauben zu ketten und wie es dem Volk förmlich eingeimpft wurde - ihnen wurden „westliche“ Namen gegeben, sie sollten „normale“ Kleidung anziehen und sonntags schön brav in die Kirche gehen. Sonst sind sie Ungläubige und der Teufel kommt sie holen. Ein Paradebeispiel, wie schlimm, furchtbar und teilweise traumatisierend die Missionierungen des Christentums sein können.

 

»

Tief in meinem Inneren verstand ich, dass es zwei Welten gab. Eine, in der sich unser verrauchtes oko mit der Feuerstelle befand, in der mein Mund Maniok in Honig verwandelte, die Papageien „Mengatowe“ riefen und meine Familie meinen richtigen Namen benutzte - Nemonte, was „viele Sterne“ bedeutete. Und eine andere Welt, in der uns die Weißen vom Himmel aus beobachteten, das Herz des Teufels schwarz war, es so etwas wie eine „Ölgesellschaft“ gab und die evangelikalen Missionare mich Inés nannten.

Zitat S. 41


 

Mit der Christianisierung des indigenen Volks kamen auch die Ölfirmen. Zuerst beraubte man den Menschen ihren uralten Glauben an ihre Legenden, dann beraubte man ihnen ihren Lebensraum. Die Schilderungen, die Nemonte Nenquimo niedergeschrieben hat, sind so herzzerreißend und machen wütend - wie die Menschen belogen wurden, für dumm verkauft wurden, wie sie teilweise ihre Kinder an die Umweltverschmutzung verloren haben. Das alles und noch viel mehr ist der Kampf, den die Waorani zusammen mit anderen indigenen Völkern austragen mussten. All das, weil reiche weiße Menschen zu gierig waren und mit unfairen Mitteln gekämpft haben.

 

Nemonte Nenquimo hat mit ihrem Buch „Tochter des Regenwalds“ ein wichtiges Stück Zeitgeschichte niedergeschrieben, sie bringt das Wissen über ihr Volk in die Außenwelt. Wir können davon so viel lernen und können viel besser verstehen, warum es so unfassbar wichtig ist, indigene Völker, die Umwelt und diesen Planeten zu beschützen.

 

»

Zeit tat weh, die Art, wie sie verging.

Zitat S. 218


 

„Tochter des Regenwalds“ von Nemonte Nenquimo verdient viel mehr Aufmerksamkeit. Listen and learn.

 


 

 

 

 

„Tochter des Regenwaldes“ von Nemonte Nenquimo

übersetzt von Elisabeth Schmalen und Katharina Uhlig

erschienen am 22. Juni 2024 im Heyne Verlag

400 Seiten

24€

Hardcover