[ Werbung - Rezensionsexemplar. ]
Klappentext
„Als Ibrahim, der in Istanbul ein geschäftiges aber gewöhnliches Leben führt, vom Tod seines Jugendfreundes Hüseyin erfährt, kehrt er zum ersten Mal seit vielen Jahren in ihre gemeinsame Heimatstadt Mardin an der Grenze zu Syrien zurück. Auf den Spuren des Freundes erfährt er von dessen geheimnisvoller Verlobten. Fasziniert von den Berichten über die junge Jesidin taucht er ein in die Mythen und Überlieferungen ihrer Kultur und trifft auf eine Gruppe von Frauen, die aus der Gefangenschaft des IS fliehen konnten. Zülfü Livaneli konfrontiert seine Leser mit einer emotionalen und hochaktuellen Geschichte nahöstlicher Realität, in der Liebe und Schmerz ineinander übergehen.“
Meinung
Ehrlich gesagt, ich wusste nicht, ob der Autor Zülfü Livaneli eine so emotionale Geschichte, wie sie der Klappentext verspricht, in gerade mal 169 Seiten packen kann. Hier wurde ich definitiv und glücklicherweise eines besseren belehrt.
Ibrahim, unser Protagonist, lebt zwischen der Moderne seiner Wahlheimat Istanbul und der Tradition seines Heimatdorfs Mardin. Als Ibrahim durch Zufall vom Tod seines Freundes Hüseyin erfährt, macht er sich auf den Weg in sein Heimatdorf und wird just in diesem Moment von seiner Kindheit eingeholt.
Von Hüseyins Familie erfährt Ibrahim, dass Hüseyin seine Verlobte verlassen hat - ausgerechnet für eine Jesidin, die beiden Familien sind hierüber gar nicht glücklich, betrachten sie die neue Freundin Hüseyins gar als Teufelin. Ibrahim wird hiervon nicht abgeschreckt, er wird sogar regelrecht dadurch motiviert, diese eine Jesidin zu suchen und auch zu finden. Doch wo beginnen mit einer Suche, die sich als das sogenannte Stecknadel im Heuhaufen enttarnt? Ibrahim sucht, was er findet, hätte er sich selbst niemals ausmalen können. Während er auf der Suche nach Hüseyins Freundin ist, merkt er nicht, dass er zu sich selbst finden wird.
Wir Leser*innen begleiten also Ibrahim und erfahren von Schicksalen von geflüchteten Menschen, was sie durchmachen mussten auf ihren Fluchten. Vor allem Mädchen und Frauen müssen leiden, denn sie sind es, auf die die Männer der IS es abgesehen haben. Mädchen und Frauen werden verschleppt, festgenommen, verkauft, geschlagen, vergewaltigt. Der IS nimmt sich, was er will.
Zülfü Livaneli schreibt emotional, sehr aufklärend, aber vor allem erschreckend realistisch. Ich finde die gesellschaftskritische Note in „Unruhe“ beeindruckend und sehr ehrlich. Der türkische Autor beschreibt in seinem Werk, wie unfair, wie schlecht Eziden in der Türkei behandelt werden. Er hat aufrüttelnde Worte gefunden für eine große Ungerechtigkeit.
Fazit
„Unruhe“ von Zülfü Livaneli ist ehrlich, schonungslos, bitter und rüttelt auf. Ich empfehle „Unruhe“ sehr gerne weiter und vergebe 4 Sterne. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️
Originaltitel: Huzursuzluk
Aus dem Türkischen von Gerhard Meier
Taschenbuch ⎥ 176 Seiten ⎥ 11€
erschienen am 13. September 2021