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„Unterm Teppich“ von Eva Christina Zeller


[ Werbung. Rezensionsexemplar. ]

Klappentext

„Unterm Teppich? Das sind unerhörte, ironische, auf den Punkt gebrachte, peinlich-schamlose Schlüssellochgeschichten, die so noch nie erzählt wurden. Gleichsam Blitzlichter aus den Hinterzimmern des Bewusstseins mit Langzeitwirkung und ohne Verfallsdatum. Da geht es um Identität und Intimität, um Übergriffe, um Tod und Erinnerung. Alle diese Geschichten hängen zusammen, haben einen bestimmten Dreh, berühren Grenzen und werfen Licht auf Scham und Tabu.

 

Eva Christina Zeller erzählt bewegend und mitreißend die Lebensgeschichten eines weiblichen Ichs von der Kindheit bis ins mittlere Frauenalter, Miniaturen eines coming of age. Zusammengehalten werden diese Geschichten eben durch dieses Ich, das versucht, seine Fluchten und Vertreibungen aus der Welt der Familie und der Beziehungen zu verstehen – und humorvoll, mit Esprit zu bewältigen.“ 

 

 

Meinung

Hier haben wir ihn also, den ersten Roman der Lyrikerin Eva Christina Zeller. Sie erzählt in ihrem Debütroman von einem weiblichen, namenlosen Ich. In 61 kurzen Geschichten begleiten wir die Protagonistin, vom Aufwachsen in einer Pfarrerfamilie bis hin zum Erwachsenwerden und verschiedenen Ländern. Dieses Ich ist auf der Suche, ständig auf der Suche nach dem Selbst, doch ist sie in der Lage, sich selbst zu finden?

 

Wir Leser*innen sind dabei immer nah dran am Geschehen, denn die Geschichten sind kleine Einblicke in das Seelenleben der Ich-Erzählerin. Mal sind die Geschichten peinlich, mal berühren sie, manche erzählen von den kleinen WTF?-Momenten im Leben, wiederum andere erzählen von Ängsten, von Verlust und Missbrauch. Einige Geschichten erzählen das Offensichtliche, bei anderen ist die Botschaft zwischen den Zeilen versteckt. Und manche Geschichten, da erkennt man sich selbst wieder - schreckliche und glückliche Momente, alles ist vertreten.

 

Das klingt erstmal gut und verlockend, wie ein gut konstruierter coming of age-Roman und Eva Christina Zeller hat definitiv schreiberisches Können zu Papier gebracht. Aber mich konnte es leider nicht wirklich abholen…

 

Die namenlose Protagonistin ist mir zu blass und zu distanziert gewesen. Ich konnte mich deswegen nicht in ihre Person und das Erzählte hineinversetzen. Ist mir das Konzept vom Roman in 61 Bildern anfangs wie ein gut durchdachtes Prinzip vorgekommen, ein Gesamtwerk zu erzählen, so war es mir nach hinten raus zu dolle gewollt, zu wenig greifbar. Vielleicht war die große Distanz auch Absicht der Autorin, damit Leser*innen den Witz und die Ironie des Romans wahrnehmen, doch davon ist schlussendlich leider nicht viel bei mir angekommen.

 

Von mir gibt es eine bedingte Leseempfehlung - viele der Geschichten sind einzeln betrachtet großartig, mit klugen Sätzen und smarten Gedanken. Das Gesamtwerk konnte mich aber nicht hundertprozentig überzeugen.

 


 

Unterm Teppich

Roman in 61 Bildern

Kröner Edition Klöpfer

Hardcover ⎥ 20€ ⎥ 168 Seiten

erschienen im März 2022