[ Werbung, Rezensionsexemplar. ]
Ich schwöre euch, Linn Strømsborg hat dieses Buch für mich geschrieben. Das klingt natürlich völlig überheblich, das ist mir auch klar, aber trotzdem kam „Verdammt wütend“ zu genau dem richtigen Zeitpunkt in mein Leben. Ich wusste nicht, wie ich mich die letzten Jahre gefühlt habe, was ich gefühlt habe - bis ich „Verdammt wütend“ gelesen habe.
Die Protagonistin Britt und ich führen unterschiedliche Leben - sie ist 43, verheiratet, hat eine kleine Tochter -, dennoch konnte ich alles, was sie sagte und fühlte, komplett nachvollziehen. Sie ist mit ihrem Mann Espen und seinen Freund*innen in einem Ferienhaus. Nachdem Britt ihre Familie und die Familien der Freund*innen angeschrien hat, ist Britt aus dem gemeinsamen Ferienhaus abgehauen. Einfach raus. Ohne Ziel und Plan. Nur Nico folgt ihr, die Britt in dieser einen Nacht zur unerwarteten Freundin wird.
Linn Strømsborg erzählt in kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven über Wut und Frausein, über wütende Frauen, über freie Frauen, über den male gaze, der immer irgendwie negativ auf Frauen blickt, die wütend sind und frei sein wollen. Ist das fair? Ist es eine Trotz-Reaktion auf das patriarchale System, in dem wir immer noch leben?
Dabei benutzt die Autorin oft das Stilmittel der Repetitionen, beschreibt hier, wie es ist, in einer Krise zu leben, was es bedeutet, eine Frau zu sein und als Mädchen aufzuwachsen. Dabei kristallisiert sich deutlich heraus, dass Britt mit diesen Verhaltensweisen aufgewachsen ist - Care Arbeit, Mental Load, Teilzeitarbeit, usw. Das macht „Verdammt wütend“ für mich zu einem wichtigen Buch, weil es fast schon in Poetry-Slam-artigen Kapiteln und der Erzählweise aufklärt. Und diese Aufklärung kann manchmal schon ein bisschen weh tun.
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Frau zu sein bedeutet, so lange wie möglich jung zu bleiben und dann zu verschwinden. Frau zu sein bedeutet, unsichtbar zu werden, krank zu sein, gesundheitliche Probleme zu haben, die niemand kennt. Frau zu sein bedeutet, zu bluten, Schmerzen zu haben, bettlägerig zu sein, krankgeschrieben zu sein, psychisch krank zu sein, gesagt zu bekommen, du sollst dich ein bisschen entspannen, du sollst abnehmen.
Zitat Seite 12 ff.
Und dann war ich am Ende des Romans angekommen, mit viel Wut in mir, aber auch mit sehr viel Zuversicht. Während ich „Verdammt wütend“ von Linn Strømsborg gelesen habe, habe ich eine zerschmetternde Trennung durchgemacht (mache ich immer noch um ehrlich zu sein). Was von der gemeinsamen Zeit bleibt, sind schöne Erinnerungen an die letzten zehn Jahre. Was gerade da ist, kann ich mit Angst benennen. Aber was kommt, ist Freiheit. Meine Freiheit. Und das wünsche ich jeder Frau auf dieser Welt.
„Verdammt wütend“ von Linn Strømsborg
übersetzt von Karoline Hippe
erschienen am 14. Oktober 2024 beim DuMont Buchverlag
Hardcover ⎜ 224 Seiten ⎜ 23€
Ganz herzlichen Dank an den DuMont Buchverlag für das Rezensionsexemplar!