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„Viele Himmel über dem Siebten“ von Griet Op de Beeck


Klappentext

„Warum fühlt sich das Leben manchmal so schwer an? Und wie kann es gleichzeitig so wunderschön sein? Die zurückhaltende Eva und ihre lebenskluge Nichte Lou sind das Zentrum einer Familie, in der die anderen nur um sich selbst kreisen: Evas Schwester, deren Liebhaber, der zurückgezogene Vater, auf dessen Schultern etwas so Schweres lastet, dass niemand sich traut, danach zu fragen. Sie alle sind bestimmt von ihrem Alltag, heimlichen Zweifeln und zu großen Geheimnissen. Bis Eva eines Tages fort ist. Fünf Leben stehen still, fünf Menschen treten aus der Zeit, blicken sich um und sehen, dass sie mitten in dieser Welt stehen, die manchmal so schwer zu verstehen ist und manchmal ganz unerwartetes Glück bereithält.“

 

Meinung

Anfangs empfand ich die Geschichte wie ein Puzzle, bei dem die Teile gesucht werden müssen und dann erst zusammengesetzt werden können. Am Ende ergibt es ein Bild - ob es Sinn macht oder nicht, muss der Leser für sich selbst entscheiden.

 

» Ich habe festgestellt, dass man sich erstaunlich selten entscheiden muss, 

wenn man nicht will. Manche Dinge passieren einfach 

und bestimmen fast alles, was danach geschieht. «

Zitat S. 39

 

Wir begleiten Eva, ihre Schwester Elsie, ihren Vater Jos, den gemeinsamen Freund Casper und Lou, sie ist die Tochter von Elsie. Sie alle bekommen ihren Platz in der Geschichte, aus ihrer Sicht sind die Kapitel geschrieben. Der Leser merkt relativ schnell durch die verschiedenen Erzählungen, dass Eva sehr oft der Mittelpunkt ihrer aller Leben und sie aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Eva wird immer um Rat gefragt, sie ist die Schulter zum Weinen, sie hört sich die Sorgen, Probleme und Zweifel ihrer Familie und Freunde an. Dabei kristallisiert sich im Laufe des Romans heraus, dass auch Eva gerne jemanden zum Reden hätte, dass sie sich manchmal sehr einsam fühlt und sich nach Liebe sehnt. Doch wie geht es Eva wirklich?

 

Ich fand es furchtbar mitzuerleben, wie Eva ihre Traurigkeit und Sorgen in sich hinein frisst. Ich wäre ihr gern eine Schulter zum Weinen gewesen, für diese Eva, die sich immer so aufopferungsvoll ihrer Familie hingibt. Als Eva weg ist, ganz plötzlich, ohne Ankündigung, fällt ihren Freunden und ihrer ganzen Familie auf, wie sehr sie fehlt und wie sehr sie ihnen allen geholfen hat.

 

» Keiner sagt einem, wenn man klein ist, dass es das hier werden wird. 

Dieses stille und dunkle Leben, aus dem nur die gequälten Seelen entkommen. 

Um es dann für die, die zurückbleiben, noch stiller und dunkler zu machen. « 

Zitat S. 285

 

Griet Op de Beeck schreibt nicht immer glasklar, vieles passiert zwischen den Zeilen. Hier muss der Leser während des Romans auch ein kleines Gespür für Zwischenmenschliches entwickeln. Ich mag ihn sehr, den fast schon poetisch anmutenden, philosophischen Schreibstil der Autorin.

Mein einziger Kritikpunkt: Es gab viele kurze Sätze und auch viele Bandwurmsätze. Das hat den Lesefluss an der ein oder anderen Stelle beeinträchtigt.

 

Fazit

Ein philosophischer Roman über das Zusammenhalten von Freunden und Familie durch eine einzige Person, der selbst aber leider kein Raum zum Sprechen gegeben wird. Am Ende kommt die böse Überraschung… „Viele Himmel über dem Siebten“ von Griet Op de Beeck bekommt 3,5 von 5 Sternen. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ✨


 

Vele hemels boven de zevende

Roman

btb-Verlag

aus dem Niederländischen von Isabel Hessen

978-3-442-71818-4

320 Seiten

Taschenbuch 

10,00 €

erschienen am 13. Mai 2019