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„Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ von Mary Beth Keane


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Klappentext

„Als die Gleesons und die Stanhopes in dieselbe Nachbarschaft ziehen, scheinen die Weichen für ein freundschaftliches Miteinander gestellt. Lena Gleeson fühlt sich in der neuen Gegend ein wenig einsam und versucht mit Anne Stanhope Freundschaft zu schließen. Doch deren kühle, distanzierte Art verhindert jeden Kontakt. Erst ihre Kinder bringen die Gleesons und die Stanhopes wieder miteinander in Verbindung. Lenas jüngste Tochter Kate und Annes einziger Sohn Peter sind von Anfang an unzertrennlich. Aber ihre aufkeimende Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Tragödie beide Familien für lange Zeit auseinanderreißt.“

 

 

Meinung

Ein Roman, der sich über mehrere Jahrzehnte und Generationen erstreckt. Eine Geschichte über zwei Familien, die das Kriegsbeil nicht begraben können. Eine Tragödie jagt die nächste… 

 

Das alles und noch viel mehr beschreibt Mary Beth Keane in ihrem Werk „Wenn du mich heute wieder fragen würdest“. Die Autorin schreibt in einem nüchternen, fast schon Bericht erstattenden Ton, der erstmal nicht so recht zu so einer tragischen Familiengeschichte passen möchte. Doch ein näherer Blick in die Geschichte verrät mir, das genau dieser Ton die perfekte Wahl ist - Leser*innen sollten sich gefasst machen, denn wir tauchen tief ab in das Gefühlsleben unserer Protagonisten und gehen mit ihnen durch schlimme Zeiten.

 

Trotz der sachlichen Erzählstimme kam ich den vielen facettenreichen Figuren näher, die unglaublich authentisch beschrieben wurden. Durch verschiedene Perspektivwechsel kam ich jeder der Figuren sehr emotional sehr nahe. Die Handlungen und die Konversationen zwischen den Charakteren wirkten nie gekünstelt, es wurde glücklicherweise nie etwas ins Lächerliche gezogen. Ernste Themen werden tiefgründig und fast schon andächtig in die Geschichte eingebaut. Und Leser*innen bekommen eine breite Palette an Themen: Alkoholsucht, psychische Erkrankungen, Liebe, Verlassen werden und Verlassen sein, und noch viel mehr, was aber während des Lesens selbst entdeckt werden muss.

 

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Von ihrem Standpunkt aus war es ganz eindeutig eine Tragödie, 

dass sie das eine Leben verlassen und in diesem anderen gelandet war. 

Im Wald zwei Wege boten sich ihr dar - und sie hatte den 

genommen, den sie für immer bereuen würde.

(Zitat Seite 53)


 

Die Gleesons und die Stanhopes sind sich nicht grün, sie leben zwar nebeneinander, haben aber ansonsten nicht viel miteinander zu tun. Zwei unserer Hauptfiguren sind Kate Gleeson und Peter Stanhope - die Kinder. Durch die beiden kommen sich die beiden Familien zwangsweise näher, auch wenn diese Entwicklung von den Eltern sehr kritisch beobachtet wird. Können Grenzen überschritten werden? Können unsere Protagonisten aus ihrer eigenen Komfortzone ausbrechen? Und siegt die Liebe wirklich immer, so unerschütterlich sie auch scheinen mag in dieser zerbrechlichen Welt?

 

Mich haben die manchmal sehr abrupten Zeitsprünge ein wenig rausgebracht. Ich hätte mir hier eine klarere Differenzierung gewünscht. Das ist auch der Grund, warum mich das Buch nicht  immer durchgängig fesseln konnte… Manchmal habe ich den roten Zeitfaden verloren. Dennoch hat die Geschichte eine düstere Sogwirkung auf mich gehabt, sodass ich trotz manchmal auffliegender Langatmigkeit weiterlesen wollte.

 

 

Fazit

„Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ von Mary Beth Keane ist ein bewegender Familienroman über das Leben und die Liebe, über Hürden, die genommen werden müssen. Es geht ums Verzeihen und Verlieren und noch so viel mehr. Der Roman bekommt vier von fünf Sternen und eine herzliche Empfehlung meinerseits. ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️


 

Ask Again, Yes

übersetzt von Wibke Kuhn

Eisele Verlag

24,00€

464 Seiten

Hardcover

978-3-96161-096-9

erschienen am 12. Oktober 2020