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„Wie rote Erde“ von Tara June Winch


[ Werbung. Rezensionsexemplar. ] 

Klappentext

„August Gondiwindi ist Australierin, Aboriginal, und lebt seit zehn Jahren in London. Als ihr Großvater stirbt, kehrt sie nach Prosperous zurück. Dort beginnt eine Suche: nach Zugehörigkeit, die über Generationen andauert, dem Vermächtnis des Großvaters und aller vor ihr dagewesenen Menschen, nach einem Weg, die Erde ihres Landes zu retten. Eindrücklich, verwoben mit intensiven Naturbeobachtungen, schreibt Tara June Winch eine Geschichte von Mut - dem Mut der Menschen, der tief im australischen Boden verankert ist; der für immer bleiben wird.“

 

 

Meinung

Als ich die letzten Seiten des Romans gelesen und dann die Buchdeckel geschlossen habe, war ich bestürzt über die Geschichte.

 

Unsere Protagonistin August hat ein enges Band mit ihren Großeltern. Durch den Tod ihres Großvaters Albert „Poppy“ Gondiwindi kehrt August in ihre Heimat zurück. Hier muss sie sich nicht nur dem Tod und ihrer Trauer entgegenstellen, sondern auch den alten Geistern ihrer Vergangenheit. Zudem muss August um ihr Zuhause fürchten, denn hier soll eine Zinn-Miene entstehen. Verzweifelt versucht August ihr Zuhause, ihre Heimat zu retten mithilfe eines Wörterbuchs, aufgenommen auf Kassetten ihres Großvaters.

Dieses gesprochene Wörterbuch ist Dreh- und Angelpunkt des Romans, verwoben mit Augusts ganz persönlicher Geschichte und eines Briefs von einem aus Sachsen stammenden Missionars, der sich seiner eigenen perfiden Rolle nicht bewusst ist.

 

Die aus Australien stammende Autorin Tara June Winch ist selbst Aboriginal - wer kann die Geschichte der Kolonisierung Australiens besser erzählen als die Menschen, die direkt davon betroffen sind? Ob in der Vergangenheit oder der Gegenwart ist da für mich zweitrangig, denn die brutale Historie der Kolonisierung zieht sich bis heute durch Rassismus und Hass in der Gesellschaft. Der Roman „Wie rote Erde“ macht die Dringlichkeit einer Aufarbeitung sehr deutlich - sehr lohnenswert hierzu ist auch das Nachwort der Autorin. Was wurden für gravierende Fehler begangen, was wurde mit der indigenen Bevölkerung angestellt, welche Narben und Traumata wurden hinterlassen?

 

In ihrem dritten Roman erzählt die Autorin poetisch, kraftvoll und eindringlich von Familie, Entwurzelung, über die Verbundenheit zur Natur, über Verzweiflung und Zorn. Sie erzählt aber auch von großer Hoffnung für das eigene Land, die Verwurzelung, einer verloren geglaubten Sprache und über indigene Kultur und Identität.

 

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für „Wie rote Erde“ von Tara June Winch. Ein Roman, der sich zu lesen lohnt, weil wir Leser*innen dadurch viel mehr Verständnis für indigene Bevölkerung bekommen. Wir müssen zuhören und lernen.

 


 

The Yield

übersetzt von Juliane Lochner

Haymon Verlag

Hardcover ⎥ 376 Seiten ⎥22,90€

erschienen am 6. Oktober 2022

 

Ich möchte hier auf die wunderschöne Covergestaltung durch die Künstlerin Jasmin Keune-Galeski (@minkjas) hinweisen und wie gelungen es bezugnehmend zum Roman ist.